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  • Serie: Gefährdete Amphibien

Das schnelle Sterben der Amphibien

Amphibien sind die am stärksten bedrohte Tierklasse der Welt. Gemäß dem Global Amphibian Assessment (GAA) sind in den vergangenen Jahrzehnten von den knapp 5920 bekannten Arten 34 sicher und mindestens 130 weitere Spezies vermutlich ausgestorben. Von den restlichen ist gut ein Drittel vom Aussterben bedroht.
Auch im Landkreis steht es nicht gut um die Amphibienbestände. Zu stark sind die Veränderungen in der Landschaft. Die meisten Arten sind auf zwei Lebensraumstrukturen, die zusammen den Lebensraum bilden, angewiesen: den Landlebensraum und den aquatischen Lebensraum für die Fortpflanzung. Wenn eine dieser Strukturen beseitigt wird, der Sukzession zum Opfer fällt (natürliche Abfolge und Zusammensetzung der Tier- und Pflanzengesellschaften an einem bestimmten Ort) oder durch stark befahrene Straßen unerreichbar ist, verschwinden auch die Amphibien.
Die wichtigsten Habitate (Lebensorte) der meisten Amphibienarten befanden sich früher entlang der Fließgewässer. Die Dynamik der Flüsse ließ ständig neue Kleingewässer entstehen, die über einen gewissen Zeitraum als Laichgewässer für die Amphibien dienten. Durch die Regulierung der Flüsse und deren Einstau (z.B. am Inn) wurden die Auen meist ausgegrenzt, neue Laichgewässer entstanden nicht mehr. Die Wechselkröte traf diese Entwicklung besonders früh. Sie wurde um 1980 das letzte Mal im Landkreis nahe Ering am Inn beobachtet.
Was für die großen Fließgewässer zutrifft, gilt im Kleinen auch für die Bäche. Diese wurden meist in ein tieferes Bett gelegt und regelmäßig ausgeräumt, um eine Überflutung von Wiesen zu verhindern. Entwässerungsgräben durch feuchte Wiesenstandorte sorgen ebenfalls für trockene Wiesen. Insbesondere die früher dort häufigen Gelbbauchunken verschwanden dadurch großflächig und sind heute nur noch an wenigen Stellen und in geringer Stückzahl im Landkreis zu finden.
Die vielen kleinen, zum Teil illegalen Kiesgruben konnten bis etwa in die 80er Jahre als Ersatzlebensraum das Amphibiensterben bremsen. Heute gibt es nur noch wenig große Kiesgruben entlang des Inns, die häufig nicht bis ans Grundwasser abbauen. In anderen Kiesgruben hingegen sind die Wasserflächen so groß, dass diese mit Fischen besetzt werden, wodurch sie für Amphibien ebenfalls unbrauchbar sind.
Im Hügelland waren besonders die vielen Löschteiche über Jahrzehnte Lebensraum zahlreicher Amphibienarten wie den heute sehr selten gewordenen Kammmolch. Durch die heute gute Wasserversorgung werden diese oft nicht mehr gebraucht. Die größeren wurden häufig zu Fischteichen umgebaut, während die kleineren und wegen der meist steilen Ufer besonders für Kleinkinder nicht ungefährlichen Tümpel meist verfüllt wurden.
Die Flurbereinigung der früheren Jahre vernichtete schließlich die letzten Feuchtflächen, aber auch die Sommerlebensräume der Amphibien.
Intensivierung der Landwirtschaft, insbesondere der forcierte Maisanbau in unserer Gegend sowie die in den letzten Jahren praktizierte Mulchmahd entlang der Straßen und sogar der Feldwege macht ein Überleben nicht nur für die Amphibien praktisch unmöglich.
Die Haut der Amphibien ist dünn, nackt und feucht und daher besonders anfällig. Sie ermöglicht die Sauerstoffaufnahme direkt über die Körperoberfläche, ebenso die Wasseraufnahme. Die Wasseraufnahmefähigkeit der Haut erleichtert aber auch die Aufnahme von Giften. Auf Äckern eingesetzte Spritzmittel, Kunstdünger, aber auch Jauche und saurer Regen führen während der Laichwanderung rasch zum Tod. Wasser wird aber nicht nur über die Haut aufgenommen, sondern bei Trockenheit auch abgegeben. Die zu trockenen Frühlingsmonate der letzten Jahre, verursacht möglicherweise durch den Klimawandel, lassen Amphibien bei ihren Wanderungen zu ihren Laichgewässern vertrocknen oder führen dazu, dass sie erst gar nicht versuchen, diese zu erreichen.
Und ob das alles nicht schon reichen würde, haben die Amphibien auch noch mit durch uns Menschen verbreiteten Krankheiten zu kämpfen. Bis in die 1960er Jahre wurde eine mögliche Schwangerschaft in den Apotheken fast weltweit durch den sogenannten Froschtest festgestellt. Dabei wurde weiblichen Krallenfröschen der Morgenurin der zu testenden Frau unter die Haut gespritzt. Produzierte das Tier innerhalb von 12 Stunden Eier, galt dies als ein positiver Schwangerschaftsbefund. In den 1960er Jahren wurde dieser Test durch modernere Methoden ersetzt und die Frösche damit nicht mehr gebraucht. Vielerorts wurden die Frösche einfach ausgesetzt. Das fatale daran war, dass die Krallenfrösche Träger eines für die meisten Amphibienarten tödlichen Töpfchenpilzes, den Chytridpilz, waren. Vermutlich gab es diese Pilze aber auch schon früher, und wie groß der Einfluss der Krallenfrösche tatsächlich war, ist unklar. Chytridpilze sind derzeit für ein weltweites Amphibiensterben verantwortlich, das besonders in den Tropen katastrophale Ausmaße erreichte. Aber auch bei uns werden immer häufiger Fälle von Chytridpilzbefall bekannt. Der Ausgang dieser Epidemie ist noch völlig unvorhersehbar.
Mit Tier-Importen aus Asien gelangte ein weiterer Pilz nach Europa, der ebenfalls ganze Amphibien-Vorkommen auslöscht. Besonders hart trifft es die Feuersalamander. Die Krankheit wird daher auch als „Salamanderpest“ bezeichnet. Ein befallenes Tier stirbt innerhalb von wenigen Tagen. So verwundert es nicht, dass die Amphibien derzeit weltweit die am stärksten bedrohte Klasse im Tierreich sind.
Naturschutzverbände wie auch der Bund Naturschutz versuchen schon seit vielen Jahren dieser Entwicklung durch die Neuanlage und Pflege von Laichgewässern, durch die Aufstellung und Betreuung sog. Krötenzäunen, die eine gefahrlose Wanderung der Amphibien zu ihren Laichgewässern ermöglichen, und durch Wiederansiedelungs-Projekte bestimmter Arten, entgegenzuwirken.
Neben den hier aufgezeigten und mehr allgemeinen Problemen gibt es aber auch je nach Art unterschiedliche Faktoren, die im Landkreis für das Verschwinden von Arten mitverantwortlich sind. So sollen hier in einer kleinen Serie des Artenschutz-Experten Walter Sage einige heimische Amphibien vorgestellt, auf ihre Probleme eingegangen und mögliche Verbesserungsvorschläge angesprochen werden.


Die Wechselkröte (Bufotes viridis)

Die Wechselkröte weist in Bayern nur ein fragmentiertes Verbreitungsbild auf und gilt hier als vom Aussterben bedroht (Rote Liste 1). Sie war der erste Lurch, der aus dem Landkreis Rottal-Inn in jüngerer Zeit verschwand. Als Pionierart und Charakterart der Steppen und dynamischer Flusslandschaften ist sie in Bayern zu einem Kulturfolger geworden, da ihre Primärhabitate nicht mehr existieren. So finden sich heute Wechselkrötenbestände fast nur noch in Sekundärbiotopen, wie Kiesgruben, Steinbrüchen, Deponien, Industriebrachen, Truppenübungsplätzen usw. Noch um die 1970er Jahre gab es kleine Restbestände entlang des Inns. So im Mündungsbereich der Alz und etwa zwischen Simbach am Inn und der sogenannten Pockinger Heide. Von der einstigen Heidelandschaft dort haben sich nur wenige Reste, zumeist in den Randbereichen und auf dem Gebiet der ehemaligen Rottal-Kaserne, erhalten. Da es seit der Errichtung der Innstaustufen zu keiner Neugestaltung von möglichen Wechselkrötenhabitaten mehr gekommen ist, verschwanden die Wechselkröten in den Folgejahren. Zuletzt wurden die auffälligen Kaulquappen in einer aufgelassenen Kiesgrube bei Ering etwa um 1980 beobachtet. Größere Vorkommen im südlichen Bayern gibt es noch im Großraum München und entlang der unteren Isar. Kleine, isolierte und meist auf Wiederansiedlung zurückzuführende Vorkommen gibt es Nahe Mühldorf, bei Neuötting und in der Südwestecke des Landkreises Dingolfing-Landau. Nahe dieser Population wurde nun auch ein kleines Vorkommen in der Nordwestecke des Landkreises Rottal-Inn entdeckt. Ob die Tiere hier angesiedelt wurden oder von jener Population selbst zugewandert sind, ist unklar. Es scheint jedoch vermutlich, begünstigt durch den Klimawandel, an manchen Stellen eine leichte Erholung der Bestände mit Tendenzen einer Ausbreitung zu geben. Als r-Strategen (Arten, die bei der Fortpflanzung eine hohe Reproduktionsrate (r) aufweisen) eignen sich Wechselkröten wie die meisten Froschlurche gut für Wiederansiedlungsprojekte. So umfassen die Laichschnüre der Kröten bis zu 10.000 Eier. Gelingt es an neu angelegten Tümpeln, diese vor Fressfeinden wie Libellenlarven, Vögeln, und Grünfröschen zu schützen, hat man gute Aussichten, dass die Wiederansiedlung zumindest für einige Jahre gelingt. Besonders Seefrösche, die erst Anfang der 1970er Jahre vom Osten her entlang des Inns in den Landkreis zugewandert sind, vereiteln häufig dauerhafte Ansiedlungen. Überhaupt stellen Seefrösche, die sogar erwachsene Laubfrösche verschlingen können, eine große Gefahr unserer Amphibien dar. Dagegen scheint für die Wechselkröte der Befall durch Chytridpilze kein Problem zu sein, jedoch kann sie als Träger der Krankheit bei Ansiedelungsversuchen diesen verbreiten.

Die der Wechselkröte ähnliche Kreuzkröte (Epidalea calamita) soll hier nur kurz erwähnt werden, zumal deren Status im Landkreis nicht klar ist. Ihr Verbreitungsgebiet erreicht in Bayern in der Naturregion Voralpine Schotterplatten ihre südliche Verbreitungsgrenze. Von ihr gab es wohl auch Nachweise in den 1980er Jahren im östlichen Landkreis. Zuletzt vermutlich ein Vorkommen Nahe Eggenfelden. Eine Besichtigung des mutmaßlichen Habitats vor einigen Jahren brachte jedoch keine Bestätigung.


Die Erdkröte (Bufo bufo)

Die Erdkröte ist bayernweit und auch bei uns im Landkreis nach dem Grasfrosch die zweithäufigste Amphibienart und gilt derzeit noch nicht als gefährdet. Das sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass gerade sie bayernweit und ganz besonders im Landkreis in den letzten Jahren starke Bestandseinbußen verkraften musste. An Laichgewässern, zu denen vor 20 Jahren noch 1000-2000 Individuen wanderten, sind es jetzt häufig weniger als 100. Weitere, ehemalige Laichgewässer sind heute, oft ohne erkennbaren Grund, völlig verwaist. Die Erdkröte bevorzugt als Laichgewässer mittelgroße bis große stehende, permanent wasserführende und besonnte Gewässer mit Strukturen zum Anheften der Laichschnüre. Solche Gewässer werden heute häufig intensiv genutzt, sei es für Freizeitnutzung oder auch als Fischteiche. Mit geringem Fischbesatz kommt die Erdkröte jedoch durch besondere Abwehrmethoden besser zurecht als andere heimische Amphibienarten. Von einer geringen Fischdichte können die Kaulquappen sogar profitieren, wenn die Fische ihre Feinde, wie räuberische Wasserinsektenlarven, vertilgen. Bei zu intensivem Fischbesatz verschwindet aber auch sie. Von Fressfeinden bleiben erwachsene Erdkröten durch ihre Giftstoffe oft verschont. Einzelne Räuber haben jedoch gelernt, damit umzugehen und verzehren nur bestimmte Organe. Dafür werden nicht selten große Mengen Erdkröten getötet, die man dann am Ufer der Laichgewässer fast unversehrt findet. Die Hauptprobleme für die Erdkröten liegen aber in der intensiven Landwirtschaft, dem Einsatz von Pestiziden und dem Verschwinden von Strukturen wie Hecken, Feldgehölzen, breiten Feldrainen und natürlich den Laichgewässern. Eigentlich ist die Erdkröte äußerst anpassungsfähig und besiedelt als Kulturfolger eine Vielzahl unterschiedlicher Habitate bis hinein in die Siedlungsgebiete. Dabei kann ihr Landhabitat bis zu 3 km von ihren Laichgewässern entfernt liegen. Die langen Wanderungen zum Laichgewässer fordern bei einem immer noch zunehmenden Straßenverkehr jedoch viele Krötenleben, die sie auch mit ihrer hohen Eizahl von 2000-6000 Stück, die sie in mehrere Meter langen Laichschnüren absetzen, oft nicht mehr kompensieren können. Krötenzäune wie sie von Naturschutzverbänden, wie dem Bund Naturschutz, entlang besonders stark frequentierter Straßen aufgestellt werden, können viele Leben retten. Vor allem an kritischen Punkten, an denen eine Straße zwischen Laichgewässer und Landlebensraum größerer Populationen verläuft, muss die Errichtung von Querungshilfen eine höhere Priorität genießen. Es kann nicht sein, dass hier durch Kommunen, Landkreise und auch dem Staat, je nach Straßentyp, die Verantwortung auf die Naturschutzverbände abgewälzt wird. Eine Umsiedlung von Erdkröten sollte hingegen nur in Ausnahmefällen erwogen werden. Da sie eine hohe Laichplatztreue zeigen und die meisten Erdkröten zur Fortpflanzung wieder in ihr Geburtsgewässer wandern, ist eine Umsiedlung schwierig und oft erfolglos.


Die Gelbbauchunke (Bombina variegata)

„Allen Unkenrufen zum Trotz“ - Wer kennt ihn nicht, diesen Spruch? Aber wer kennt den Unkenruf tatsächlich noch? Dabei ist im Spruch die Häufigkeit bereits herauszuhören, die dieser Froschlurch früher einmal hatte. Die Gelbbauchunke gehört zu den Amphibien mit einer engen Gewässerbindung. Ursprünglich war die Art ein typischer Bewohner der Bach- und Fluss-Auen. Sie besiedelte hier die in Abhängigkeit von der Auendynamik immer wieder neu entstehenden, temporären Kleingewässer. Auch in ihren zivilisatorischen Ersatzbiotopen bevorzugt sie temporär wasserführende Klein- und Kleinstgewässer auf lehmigem Grund, wie Traktorspuren, Pfützen und kleine Wassergräben. Meist sind diese vegetationsarm und frei von konkurrierenden Arten und Fressfeinden. Durch die schnelle Erwärmung solcher Gewässer ist eine rasche Entwicklung des Laichs und der Larven gewährleistet. Heute jedoch ist es in Bayern (und besonders auch im Landkreis) still geworden, was die Unkenrufe betrifft. Nachweise zumindest im südlichen Landkreis, wie entlang des Inns, liegen meist Jahre zurück. Und von einem regionalen Aussterben ist hier auszugehen, wenn nicht schnell gehandelt wird. Dabei wäre es eigentlich einfach, dieser stark gefährdeten Art zu helfen: Die regelmäßige Schaffung von Kleinstgewässern, wie wassergefüllte Fahrspuren oder das Aufstellen von sogenannten Unkenbecken, die kaum größer sind als ein Waschbecken, könnte ein baldiges Aussterben im Landkreis verhindern. Zudem macht es Sinn, solche Gewässer auch dort anzulegen, wo es schon länger keine Sichtungen mehr gibt, da die Gelbbauchunke mit bis über 20 Jahren sehr alt werden kann und so unbemerkt in einem Gebiet noch lange überdauern kann. Zudem sind Gelbbauchunken sehr mobil, und Wanderungen über mehrere Kilometer sind für sie kein Problem. Diese Kleinstgewässer und Becken müssen jedoch betreut und gewartet werden. Unken sind, anders als die meisten Froschlurche bei uns, keine r-Strategen (r-Strategen sind Lebewesen, die einen Überschuss an Nachkommen erzeugen. Sie weisen also eine hohe Reproduktionsrate r auf). Das heißt, sie setzen bei der Eiablage nicht auf Masse. So werden von den Weibchen über einen längeren Zeitraum nur kleine Laichklümpchen mit maximal 30, insgesamt selten mehr als 150 Eier abgelegt. In Gewässern, die länger als ein Jahr Wasser führen, ist die Feinddichte, insbesondere an räuberischen Wasserinsekten, meist so hoch, dass Gelbbauchunken sich darin kaum noch in ausreichendem Umfang fortpflanzen können. So ist es wichtig, dass die Unkenbecken über den Winter entleert werden bzw. dass immer wieder neue Kleinstgewässer angelegt werden.


Der Europäische Laubfrosch (Hyla arborea)

Der Laubfrosch gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Amphibien bei uns. Er kann zwischen drei und fünf Zentimeter groß werden und ist meist blattgrün gefärbt. Selten treten auch braune, graue, gelbliche oder gefleckte Exemplare auf. Die grüne Oberseite und die weißlich gefärbte Unterseite sind seitlich von einer schwarzen Linie getrennt. Durch die Haftscheiben an den Enden der Finger und Zehen können Laubfrösche sehr gut klettern und können so auch in Gebüschen und Bäumen gefunden werden. Je nach saisonaler Aktivität beanspruchen Laubfrösche unterschiedliche aquatische und terrestrische Teil-Lebensräume. Für einen erfolgreichen und nachhaltig gesicherten Lebenszyklus sind zum einen fischfreie, besonnte Kleingewässer wie Tümpel, Flutmulden, zeitweilig überschwemmte Grünlandsenken, auch Gewässer in Abbaugruben und zum anderen extensiv bewirtschaftete Feucht- und Nasswiesen, Feldgehölze, durchsonnte, feuchte Niederwälder etc. als Nahrungslebensraum für heranwachsende und erwachsene Exemplare nötig. Solche Strukturvielfalt ist heute in unserer ausgeräumten Landschaft nur noch selten zu finden. So verwundert es auch nicht, dass der Laubfrosch in Bayern bereits als stark gefährdet eingestuft ist. Auch im Landkreis, wo er zumindest in den Niederungen früher flächendeckend verbreitet war, sind die Vorkommen heute bereits recht lückenhaft. Entlang des einst laubfroschreichen Inntals finden sich heute nur noch kleine Restvorkommen. Ein Grund für den Rückgang entlang des Inntals mag in der Zuwanderung des Seefrosches Anfang der 1970er Jahre sein. Diese sind heute in fast allen Gewässern zu finden und fressen alles, was sie überwältigen können, bis hin zum erwachsenen Laubfrosch. Der Hauptgrund aber liegt, wie schon erwähnt, in der ausgeräumten Landschaft, die durch die Flurbereinigung intensiviert wurde und bis heute anhält sowie am Fehlen geeigneter Laichgewässer mit angrenzenden Hochstaudenfluren. Nur das Anlegen immer wieder neuer, flacher und gut besonnter Laichgewässer in geeigneten Lebensräumen kann das weitere lokale Aussterben verhindern. Diese Laichgewässer sollten nur zeitweilig Wasser enthalten und im Spätsommer austrocknen oder im Winter durchfrieren. Schon nach wenigen Jahren haben sich sonst räuberische Insekten oder auch Fische angesiedelt, die eine erfolgreiche Reproduktion des Laubfrosches vereiteln. Dabei findet der Laubfrosch als eine Pionierart neue, geeignete Gewässer meist sehr schnell. Dank seiner lauten Rufe, mit Lautstärken bis zu 87 dB (in 50 cm Entfernung gemessen), lockt das Männchen weitere Tiere an ein neu gefundenes Laich-Habitat.


Die Grünfrösche (Pelophylax)

Als Grünfrösche bezeichnet man eine Artengruppe von „Wasserfröschen“, von denen drei in Bayern vorkommen. Der Teichfrosch (Pelophyla esculentus), der Seefrosch (Pelophyla ridibundus) und der Kleine Wasserfrosch (Pelophyla lessonae). Der Teichfrosch ist allerdings keine „echte“ Art, sondern eine Hybridform zwischen See- und Kleinem Wasserfrosch. Da früher zwischen den Arten bei uns kaum unterschieden wurde, ist die damalige Verteilung der Arten unklar. Vermutlich ist der Seefrosch am Unteren Inn erst Anfang der 1970er Jahre von Osten her zugewandert. Bis dahin dürfte die Kombination Teichfrosch und Kleiner Wasserfrosch bei uns, ähnlich wie heute noch an einigen Stellen weiter innaufwärts, im Raum Neuötting, üblich gewesen sein. Durch die Einkreuzung des Seefrosches haben sich allerdings die Verteilungsverhältnisse verändert. Die sehr komplexe Art der Vererbung, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll, führte dazu, dass zunächst der Kleine Wasserfrosch verschwand. Diesen findet man heute noch an wenigen Stellen im Nachbarlandkreis Altötting. Im weiteren Verlauf wurde durch Rückkreuzung auch der Anteil des Teichfrosches wieder geringer, so dass heute der Seefrosch mit Abstand die dominierende Art entlang des Unteren Inns ist. Er ist es auch, der bei uns häufig zu Streitereien mit der Nachbarschaft führt, wenn er sich am Gartenteich einfindet und durch seine lauten „lachend-meckernden“ Paarungsrufen über Monate hinweg zu schlaflosen Nächten führt. So ist der Seefrosch die einzige Amphibienart, deren Bestände bei uns nicht rückläufig sind, sondern sogar noch zunehmen. Für die wärmeliebende Art spielen dabei wohl auch die Klimaveränderungen eine gewisse Rolle. Wenn wie bei uns Seefrösche in hoher Dichte auftreten, dürften sie als Nahrungsbasis z.B. für Störche, Reiher und den Fischotter eine wichtige Rolle spielen. Für andere Amphibienarten stellt er aber eine Gefahr dar. Während der Kleine Wasserfrosch durch die Hybridisierung schon verschwunden ist, ist zu befürchten, dass der Seefrosch auch andere Amphibienarten verdrängt, sei es als Fressfeind oder durch Konkurrenz. So fressen erwachsene Seefrösche alles, was sie überwältigen können: Insekten, Krebse, Fische, Mäuse, Molche und Frösche. Auch seine Larven sind effektive Räuber von Laich und Schlüpflingen anderer Amphibienarten. Bei der Anlage von Laichgewässern für stark bedrohte Arten, wie Gelbbauchunke, Laubfrosch oder Wechselkröte, sollte daher darauf geachtet werden, dass diese den Seefrosch benachteiligen oder man sie gut abfischen kann. Solche Gewässer sollten nur eine geringe Gewässertiefe aufweisen und periodisch austrocknen.


Die Braunfrösche (Rana)

Unter dem Begriff „Braunfrösche“ werden in Bayern drei Arten zusammengefasst: der noch recht häufige Grasfrosch (Rana temporaria), der nur sehr lückig, entlang der großen Fließgewässer wie dem Inn vorkommenden Springfrosch (Rana dalmatina) und der Moorfrosch (Rana arvalis). Moorfrösche gibt es im Landkreis keine, und die nächsten Vorkommen dieser in Bayern vom Aussterben bedrohten Art finden sich im Bereich der Isarmündung bei Plattling. Der Grasfrosch ist unsere häufigste Art und im Landkreis noch recht flächig verbreitet. Seine Bestände sind aber auch hier, wie in ganz Bayern rückläufig, so dass er sich in der Roten Liste, wie auch der Springfrosch, derzeit auf der Vorwarnstufe befindet. Als Gefährdungsursachen gelten vor allem die Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung, besonders in den Auen, das Absenken des Grundwasserspiegels und die Abnahme der Grundwasserschwankungen durch Deichbauwerke. Der Einsatz von Pestiziden und der Eintrag von Dünger in die Laichgewässer macht diese unbrauchbar und schädigt die Frösche auch direkt, da sie diese Gifte über ihre durchlässige Haut aufnehmen. Lokal sind Bestände auch durch eine hohe Mortalität beim Queren von Straßen bedroht. Hier kann durch Leitsysteme mit Durchlässen Abhilfe geschaffen werden. Auch der Fischbesatz, selbst mit Friedfischen wie dem Goldfisch, führt meist zum Erlöschen der Bestände. Nicht selten finden sich in extra für Amphibien angelegten Teichen schon im Jahr der Errichtung Goldfische. Manche Menschen scheinen ein Problem damit zu haben, Teiche ohne Fische zu sehen. Dabei richten sie mit dem Einsetzen von Goldfischen großen Schaden an und machen sich dabei sogar strafbar. Dabei wäre das Anlegen immer wieder neuer Laichgewässer für Gras- und Springfrosch, wie auch für andere Amphibienarten, die wirkungsvollste Art, dem Amphibiensterben entgegenzuwirken. Hier hilft sogar der Biber, der durch seine Stautätigkeit neue Amphibien-Habitate entstehen lässt. Es ist daher sorgfältig zu prüfen, welche Biberdämme beseitigt werden müssen und welche bleiben können. Leider steht der Grasfrosch, wie auch der Springfrosch, auf der Speisekarte zahlreicher Tierarten weit oben. Diese Verluste kann er jedoch mit einer hohen Eizahl von bis zu 4000 Stück ausgleichen, sofern die Laichgewässer noch optimal sind. Andererseits wird die Speisekarte für die Amphibien durch den Insektenrückgang immer dünner. Zusammen mit dem Springfrosch, für den im Wesentlichen dieselben Gefährdungsursachen gelten, sind sie die ersten Froschlurche, die die Laichgewässer aufsuchen. Dabei ist der Springfrosch oft noch vor dem Grasfrosch am noch teilweise zugefrorenen Teich anzutreffen. Seine Laichballen enthalten im Schnitt nur halb so viele Eier wie die des Grasfrosches. Die Laichballen lassen sich in der Regel gut dem jeweiligen Frosch zuordnen. Der Grasfrosch legt seine Eier meist neben schon gelegten Laichballen oberflächennah ab, so dass sich meist viele Laichballen an einer Stelle befinden. Der Springfrosch hingegen legt seine etwas kleineren Laichballen im tieferen Wasser ab und heftet diese um eine Struktur im Wasser. Das kann ein Zweig oder auch eine Wasserpflanze sein. Dadurch sieht es so aus, als wäre der Laichballen aufgespießt worden.


Der Feuersalamander (Salamandra salamandra)

Der Feuersalamander fällt wegen seiner plakativen schwarz-gelben Zeichnung besonders auf und erfreut sich großer Beliebtheit. Er lebt in größeren Laub- und Mischwaldgebieten mit naturnahen Bachläufen und ist vor allem bei Regenwetter und nachts aktiv. In vielen Gegenden Bayerns fehlt der Feuersalamander, und auch im Landkreis beschränken sich die Vorkommen im Wesentlichen auf Bereiche südlich der Rott. Hier gibt es noch größere Vorkommen im Hitzenauer Tal bis etwa Oberjulbach und entlang des Aichbachtals nördlich von Simbach. Stark geschrumpft scheinen hingegen die Bestände um den Schellenberg zu sein. Hier wurde der Lurch die letzten Jahre an einigen Stellen nicht mehr gefunden. Besonders gut ist das Vorkommen im Hitzenauer Tal bekannt, da hier das Laichgewässer zur Laichzeit seit 45 Jahren regelmäßig begangen wird. So kann hier auch eine vorsichtige Schätzung des Bestandrückgangs abgegeben werden. Diese dürfte in diesem Zeitraum bei etwa 50 % liegen. Verglichen mit anderen Amphibienarten scheint der Rückgang also vergleichsweise gering. Hier sind für den Rückgang vor allem der Ausbau der Straße und der damit zunehmende Verkehr sowie der Besatz des Baches mit Forellen, der jedoch vor einigen Jahren eingestellt wurde, zu nennen. Salamander sind K-Strategen und setzen im Gegensatz zu vielen Froschlurche bei der Zahl an Nachkommen nicht auf Masse. (K-Strategie ist eine Anpassungsstrategie an langfristig konstante Umweltbedingungen, bei der nur wenige Nachkommen produziert werden, in die viel investiert wird und die daher eine hohe Überlebensfähigkeit haben). Es werden keine Eier, sondern in der Regel weit entwickelte, kiementragende Larven ins Wasser abgesetzt (Ovoviviparie). Verluste können durch die geringe Zahl an Larven nicht schnell ausgleichen werden, und die Populationsgröße befindet sich normalerweise konstant nahe der Kapazitätsgrenze ihres Biotops. Ein Bestandsrückgang von 50 % ist daher anders zu werten als zum Beispiel bei der Erdkröte und durchaus alarmierend.

Besonders in den letzten Jahren gab es zudem eine Reihe von Ereignissen, die eine Reproduktion in diesen Jahren zunichte machten. War es 2016 das Jahrhunderthochwasser, das die Larven aus den Bach schwemmte, folgte im Jahr 2017 eine chemische Verunreinigung bei Reparaturarbeiten am Bach, dem der gesamte Larvenbestand zum Opfer fiel. 2018 führte das extrem trockene Frühjahr dazu, dass im wichtigen Oberlauf des Baches kaum Wasser enthalten war, und schließlich wurde 2019 das Bachbett zur Laichzeit rücksichtslos und verbotenerweise mit schwerem Forstmaschinen befahren. Wie sich diese Ereignisse auf den Bestand auswirken werden, lässt sich erst in einigen Jahren beurteilen. Eine dringend notwendige Verbesserung der Situation am Hitzenauer Bach steht leider noch immer aus. Seit einigen Jahren werden nun auch noch die Salamanderbestände von einer eingeschleppten Krankheit, der „Salamanderpest“, bedroht. Der Pilz Batrachochytrium salamandrivorans tötet fast jedes Tier, das er befällt. Forscher der Ruhr-Universität Bochum gehen von einer Sterblichkeitsrate von über 95 Prozent aus. Betroffen sind vor allem Feuersalamander, aber auch andere Amphibien, wie etwa Kammmolche. Bisher gibt es aus unserer Region, anders als in Westdeutschland, zum Glück noch keine bekannten Fälle. Bleibt nur zu hoffen, dass dies auch so bleibt.


Der Nördliche Kammmolch (Triturus cristatus)

Der Nördliche Kammmolch wird bei uns in der Regel einfach als „Kammmolch“ bezeichnet. Er ist die größte und leider auch seltenste heimische Molch-Art bei uns und ist in der Roten Liste Bayerns derzeit als stark gefährdet eingestuft. Kammmolche können bis 18, die Weibchen sogar 20 Zentimeter lang werden. Die Oberseite ist dunkelbraun bis schwärzlich und Unterseite gelb bis orangegelb mit schwarzen Flecken. Nur die Männchen besitzen in der Wassertracht einen hohen gezackten Rückenkamm, weshalb sie regional oft auch als „Wasserdrachen“ bezeichnet werden. In den 1970er-Jahren waren Kammmolche zumindest im südlichen Landkreis noch vergleichsweise häufig. Man fand sie in Kiesgruben, in fischarmen Tümpeln entlang des Inns und vielen Löschteichen des südlichen Tertiärhügellandes. Heute sind sie zu einer Rarität geworden. Kammmolche leiden wie alle mitteleuropäischen Amphibien vor allem unter der Zerstörung oder Beeinträchtigung von Kleingewässern in der Kulturlandschaft durch Zuschüttung oder Eintrag von Müll, Gartenabfällen und Umweltgiften, vor allem den Pestiziden aus der Landwirtschaft. Auch die Einschwemmung von Düngerstoffen belastet viele Gewässer und trägt zu ihrer vorzeitigen Verlandung durch Eutrophierung bei. Werden von Menschen Fische in Kleingewässer eingesetzt, die dort natürlicherweise nicht vorkommen würden, führt dies in der Regel zum Zusammenbruch von Molch-Populationen, da deren Laich und Larven von den meisten Fischen gefressen werden. Besonders das Aussetzen des nicht zu unserer Fischfauna gehörenden Aals beschleunigte den Rückgang vieler Amphibienarten. So können diese noch im flachsten Wasser nach Amphibien und Großinsektenlarven jagen und erreichen Gewässer, die anderen „Raub“-fischen meist verwehrt bleiben. Der Kammmolch lebt bevorzugt in dauerhaft wasserführenden, nicht zu kleinen Weihern und Teichen, die sich durch eine reich verkrautete Unterwasservegetation auszeichnen. Da diese Strukturierung auch von anderen Amphibienarten bevorzugt wird, zeichnen sich Gewässer mit Vorkommen des Kammmolches häufig durch eine besonders artenreiche Amphibiengesellschaft aus. Um Kammmolche besser schützen zu können wäre erst eine Erfassung der Bestände auch im südlichen Tertiärhügelland sinnvoll. Dem sollte eine Wiederherstellung bzw. Optimierung der Laichgewässer, z.B. durch Entlandung, Reduzierung der Beschattung, Reduzierung von Fischbeständen, sowie die Neuanlage von Stillgewässern in der Nähe zu bekannten Landlebensräumen folgen. Diese sollten wenigstens eine Größe von 100 Quadratmeter und eine Tiefe von 0,5 – 1 m haben. Auch eine dort angebrachte Info-Tafel, auf der auf den Grund dieser Neuanlagen hingewiesen wird, mit der Bitte keine (Gold-) Fische einzusetzen, wäre zusätzlich sinnvoll.


Der Bergmolch (Ichthyosaura alpestris) und der Teichmolch (Lissotriton vulgaris)

Berg- und Teichmolch sind im Landkreis noch weit verbreitet, aber auch Ihre Bestände sind rückläufig. Der Bergmolch ist ein typischer Bewohner von gewässerreichen Wäldern in hügeligen bis bergigen Landschaften, während der Teichmolch in den tieferen Lagen der häufigste Schwanzlurch und neben der Erdkröte und dem Grasfrosch eine der noch fast allgegenwärtigen Amphibienarten ist. Beide Arten finden sich häufig auch an frisch angelegten Gartenteichen ein, können sich auf Dauer aber nur halten, wenn diese weitestgehend fischfrei bleiben. Der Bergmolch wurde zum „Lurch des Jahres 2019“ gekürt. Während der Paarungszeit im Frühjahr weisen die bis zu neun Zentimeter langen Männchen eine blaue Rückenfärbung auf; ihre Flanken sind schwarz-weiß gepunktet und zum Bauch hin von einem blauen Streifen begrenzt. Der flache, gerade Rückenkamm ist abwechselnd gelblich-schwarz getupft. Die bis zu zwölf Zentimeter langen Weibchen sind in dunkelgrau-braun-grünlich marmoriert und zeigen eine etwas schwächere Flankenpunktierung. Der Teichmolch wurde bereits 2010 zum „Lurch des Jahres“ ausgerufen. In seiner Wassertracht, die sich erst nach Eintreffen der Tiere im Laichgewässer entwickelt, haben die Männchen einen hohen, gewellten bis gezackten flexiblen Hautkamm. Die Laichzeit beider Molcharten erstreckt sich dann von Ende März bis ins späte Frühjahr. Die Weibchen können in einer Saison bis zu 250 Eier produzieren. Diese heften sie einzeln an Wasserpflanzen oder Falllaub. Im Sommer verlassen die meisten Individuen das Laichgewässer, verlieren ihre Wassertracht und suchen ihren Landlebensraum auf. Als Landhabitate kommen beispielsweise Grünlandgebiete mit Hecken, aber auch Wälder, Waldränder, naturnahe Gärten und Parks, aufgegebene Kiesgruben sowie Uferränder von Gewässern in Frage. Hier ernähren sie sich nachtaktiv von InsektenWürmern und anderem Kleingetier; tagsüber und in Trockenphasen halten sie sich unter Steinen, Laub oder Wurzeln versteckt. Während der Bergmolch in Bayern noch als ungefährdet gilt, ist der Teichmolch in der Roten Liste bereits als gefährdet eingestuft. Trotz der insgesamt noch einigermaßen guten Bestandssituation beider Molche im Landkreis kommt es zu lokalen Verlusten durch Gewässerzerstörung oder -verschmutzung, durch künstlichen Fischbesatz in Kleingewässern, durch Rodung von Hecken und Feldgehölzen, durch Straßenverkehr und Baumaßnahmen. Weitere Todesfallen stellen Lichtschächte vor Kellerfenstern und außenliegende Kellerabgänge dar. Zum Schutz der Molche in Gärten können steilwandige Wasserbecken mit Ausstiegshilfen versehen und Lichtschächte durch Abdeckung mit engmaschigem Drahtgewebe gesichert werden.